Donnerstag, 17. April 2014

"Siegfried Anzinger" - Vorwort aus dem Ausstellungskatalog von Ingried Brugger

Siegfried Anzinger zählt zu den etabliertesten österreichischen Künstlern seiner Generation, und doch scheint es, als hätte ihn sein Heimatland in den letzten Jahren etwas vergessen.Das mag zum Einen daran liegen, dass Anzinger an einem relativ frühen Zeitpunkt seiner Karriere nach Köln – damals die deutsche Kunstmetropole der neuen Malerei – gezogen ist, wo er noch heute lebt und arbeitet. Anzingers Netzwerk innerhalb des Wiener Kunstbetriebs gestaltete sich aufgrund dieser Entscheidung loser, oder auch freier, wenn man so will.


Zum Anderen aber hat Siegfried Anzinger in den letzten Jahren radikale Stilwechsel vorgenommen und seine Malerei auf eine Ebene getrieben, auf der sich der Künstler kaum mehr als jener identifizieren lässt, als der er Anfang der 1980er-Jahre die sogenannte »Neue Malerei« in Österreich vorangetrieben hatte.

Vergleicht man Anzingers künstlerische Entwicklung mit jener seiner damaligen Mitstreiter, so sticht die Vehemenz einer malerischen Neuorientierung ins Auge, mit der der Künstler letztlich auch von einem österreichischen Weg abgewichen ist.

Siegfried Anzinger passt nicht so recht in das landläufige Bild der österreichischen Malerei. Der Künstler hat die expressive Handschriftlichkeit, die die Malerei seiner Kollegen in unterschiedlichsten individuellen Formungen bis heute bestimmt, zurückgedrängt, ja in den letzten Jahren vollends aufgegeben und sein Ausdruckswollen hauchdünnen Schichten an Leimfarbe überantwortet, die er in erzählerische, teils fast comicartige figurative Bildwelten verpackt. »Quatsch malen«, meint Anzinger dazu und betont, dass es nicht um die Inhaltshaftigkeit geht, sondern um möglichst banale Anlassfälle für eine Malerei, die sich wie ein nie vollendetes Bühnenbild über die Welt legt. Dabei hat Anzinger sein malerisches Talent zu einem vorläufigen Höhepunkt geführt, auch wenn er für sich selbst das Virtuose dieses Metiers ablehnt. So bleibt es dem Betrachter überlassen, diese so unendlich sicher und außergewöhnlich gesetzte Malerei Anzingers zu erschauen ebenso wie den Reichtum an kompositionellen, figurativen und narrativen Elementen in diesen Bildern.

Wir haben uns gemeinsam mit dem Künstler dafür entschieden, im Kunstforum den »neuen« Anzinger sprechen zu lassen. Nahezu alle Bilder dieses Hauptkapitels der Ausstellung wurden für das Kunstforum gemalt, etwas ganz besonderes, wie ich finde. Ergänzend dazu ist ein Raum des Museums ausgewählten Leinwänden aus dem österreichischen Pavillion gewidmet, den der Künstler 1988 mit Furore bespielte. Es sind Arbeiten, in denen sich der Künstler von der »Neu-Wilden Malerei« bereits deutlich distanziert hatte und die für eine malerische Kultur stehen, die Anzinger in den folgenden Jahrzehnten verfeinert, verformt, verworfen und neu erstehen hat lassen.

Ich bedanke mich für diese Ausstellung, die in enger und freundschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden ist. Ich bedanke mich bei Siegfried Anzinger auch dafür, dass er uns Teil werden hat lassen an einem Entstehungsprozess voller Leidenschaft und auch voller Zweifel, ein Prozess, der in diese großartige Ausstellung gemündet ist.

Mein Dank geht an alle Leihgeber der Ausstellung sowie an Florian Steininger, den Kurator und Mitherausgeber der vorliegenden Publikation. An dieser Stelle sei auch dem Verlag gedankt und natürlich allen Katalogautoren für ihre Beiträge. Dem Team des Kunstforums sei wie immer für sein Engagement gedankt. Ich bedanke mich besonders bei der Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste für ihre Unterstützung. Ich bedanke mich bei unseren Sponsoren Bank Austria UniCredit AG, SIGNA, UniCredit Leasing, Ergo, Schoellerbank, Pinoneer Investments, card complete, Radio Stephansdom sowie bei unseren Medienpartnern infoscreen, Falter, Die Presse, Ö1, thegap und viennaonline.

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