Am Anfang jeder wissenschaftlichen Arbeit steht eine Begriffsbestimmung – genauso wie am Anfang jedes Salons im Alten Rathaus. Dieses Mal fiel diese etwas umfassender aus. Auch weil am kurzen Wort "Radikal" viele Assoziationen und Emotionen hängen. Da fallen einem die "freien Radikale" ein – etwas, das man nicht unbedingt im eigenen Körper haben will. Oder das Ergebnis des mathematischen Wurzelziehens. Da diesmal aber kein Mediziner und keine Mathematikerin unter den Diskutanten war, pendelte man sich bald auf den geschichtlich-politischen Background ein: So wurde "Radikal" ursprünglich vor allem mit den Liberalen verbunden, die im 19. Jahrhundert vehement für Freiheitsrechte und gegen absolutistische und autokratische Herrschaftssysteme einsetzten.
Georg Biron, Isolde Charim, Mercedes Echerer, Robert Zadrazil |
Elisabeth Leopold und Mercedes Echerer |
Und so schließt sich der Kreis: Schließlich liegen die etymologischen Ursprünge im lateinischen Wort für Wurzel, radix. Das Anpacken an der Wurzel, dort wo es am meisten weh tut, ist dem Begriff also immanent.
Dass es Radikalität zur Veränderung braucht, zeigten etwa die Grünen, die politische Heimat von Mercedes Echerer, in den 1980er Jahren. Mittlerweile sind sie mit ihren Positionen in der Mitte Gesellschaft angekommen. Und das ist auch gut so. Denn das radikale Denken muss immer am Ziel kleben, sonst wird es zum Selbstzweck und zur Farce.
Text: Magdalena Hiller
Fotos: Oreste Schaller
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