"Die Wäscherin" im Scheinwerferlicht |
Nach einem Opernbesuch reden Menschen gerne darüber, was für ein unglaublicher Aufwand es sein muss bis das ganze wie am Schnürchen rennt. Unzählige Musiker, Requisiteure, Maskenbildner, Sänger – ihr großes Können und ihre vollbrachten Leistungen sind meist offensichtlich – werden viel bestaunt.
Im Gegensatz dazu ist der Besuch einer Ausstellung fast schon eine Selbstverständlichkeit.
Bilder aufhängen kann jeder, hat jeder schon einmal gemacht - "keine große Hexerei", denkt der Besucher und geht seiner Wege.
Dass auch hinter diesem "ein paar Bilder aufhängen" großer Aufwand und viel Expertise steckt, konnte ich vergangene Woche beim Aufbau der großen Henri de Toulouse Lautrec - Retrospektive im Kunstforum Wien erleben. An die hundert Gemälde, Zeichnungen und Lithografien des großen französischen Milieumalers werden hier ab kommenden Mittwoch unter dem Motto "Der Weg in die Moderne" zu sehen sein. Von überall her kommen die Leihgaben – Russland, USA, Frankreich und aus Wien selbst (einige Werke stammen aus der grafischen Sammlung der Albertina).
Doch egal wie weit die Reise geht, ob nur einmal um den Ring oder einmal über die halbe Hemisphäre – das Prozedere bleibt das gleiche:
Exklusives Kisten-Tetris im Vorraum des Kunstforums |
Die Kuriere werden von den Verleihern mitgeschickt um den Transportweg zu überwachen. Bei Ankunft im Museum wird für jedes Bild ein detailliertes Übernahmeprotokoll angefertigt, das von Leihgeber (vertreten durch den Kurier) und Leihnehmer abgesegnet werden muss. Seitens des Kunstforum ist bei dieser Ausstellung Jael Singer für die Abwicklung dieses zentralen Bestandteils des Aufbauprozesses zuständig. Die diplomierte Restauratorin ist bei jeder Kistenöffnung dabei und begutachtet anschließend mit Hilfe einer kleinen Taschenlampe jedes einzelne Bild aufs genaueste. Bei Bedarf, und immer in Absprache mit den Verleihern, führt sie auch kleine Restaurationsarbeiten gleich vor Ort durch.
Jael Singer und Martina Wiesend, Kurier der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, bei der Begutachtung |
Christian und Clemens von hs art mit dem Marmorwäscher von Toulouse-Lautrec |
Die Koordination dieses großen Mosaiks aus Administration und Kreativarbeit verantwortet die Registrarin Lisa Ortner-Kreil. Die Kunsthistorikerin ist immer vor Ort, zeichnet sich gemeinsam mit den stets gut gelaunten Haustechnikern für die Hängung der Gemälde verantwortlich, überwacht die Anlieferung, plant die Ankunft der Kuriere (21 sind es dieses Mal!) und kümmert sich auch um sonst alles, das im weiten Feld des "Ausstellungsmanagements" so anfällt.
Ausstellungsmanagerin Lisa Ortner-Kreil |
Doch auch dieses Mal, wenn sich am Mittwoch die Tore des Kunstforums nach der Sommerpause endlich wieder öffnen, wird von dem ganzen Aufwand wenig zu merken sein. Die Boxen gut im Depot verstaut, die Kuriere längst am Heimweg, sind nur noch die Bilder von Toulouse-Lautrec im Haus um Zeugnis des komplexen Enstehungsprozesses zu geben. Doch die haben noch ganz andere Geschichten, aus dem Paris der Jahrhundertwende, zu erzählen...
Die Ausstellung "Henri de Toulouse-Lautrec – Der Weg in die Moderne"
ist von 16.Oktober bis 25. Jänner im Kunstforum Wien zu bestaunen.
Genauere Infos hier.
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