Sobald der Moderator des Abends, Fred Luks, die Bühne betrat war klar: Auch im dritten Teil der Veranstaltungsreihe im Alten Rathaus ist keine Form der Routine zu erwarten, tritt kein Alltagstrott ein und wird weiterhin dem thematischen Tiefgang gefrönt.
Der große Mann mit den kurzgeschorenen Haaren umriss gleich zu Beginn das Thema so scharf, wie sein blitzblauer glänzender Anzug seine Schultern. Dem Begriff Verantwortung lässt sich am besten mit seinen englischen Entsprechungen beikommen, so der Chef des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit der Wirtschaftsuniversität Wien: Responsibilty, Accountability und Liability. Sie beleuchten die verschiedenen Aspekte dieses Begriffes: Verantwortung bedeutet auf Bedürfnisse zu antworten, Rechenschaft für etwas abzulegen und sich der Frage nach der Haftung zu stellen.
An seiner Seite hatte Fred Luks an diesem Abend zwei Gäste, die das Thema aus einer jeweils ganz unterschiedlichen Perspektive beleuchteten:
Silvia Angelo - Ökonomin und Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik der Arbeiterkammer, sowie Roman Pfaller, Philosoph und Autor ("Wofür es sich zu leben lohnt", "Ästhetik der Interpassivität").
Fred Luks, Silvia Angelo, Robert Pfaller |
So wurde etwa beleuchtet, wie problematisch die Coporate Social Responsibilty Programme großer Unternehmen sein können. Erstens sind diese meist wahnsinnig langweilig zu lesen, da sie ausschließlich Positives hervorheben und Probleme nicht erwähnen, so Fred Luks ("außer jenes der Bank Austria – ehrlich!") und zweitens unterliegen die Unternehmen keiner Kontrolle außer der eigenen. So bleibt die Übernahme der Verantwortung meist ausschließlich eine theoretische und die CSR-Programme erfüllen häufig bloß einen Selbstzweck. Oft auch schon deshalb, weil das Geschäftsmodell selbst mit einer wie auch immer ausgestalteten Verpflichtung zur Nachhaltigkeit einfach nicht vereinbar ist. Oder um mit Niklas Luhman zu sprechen: "Es gibt Wirtschaft, es gibt Ethik – aber es gibt keine Wirtschaftsethik."
Dies führt gleich weiter zur Frage: Wer soll denn dann Verantwortung tragen? Jeder einzelne von uns, große Firmen oder nur der Staat? Während der Diskussion wurden einige Extrempositionen vertreten, die sogleich hinterfragt wurden durch kluge Einwerfer aus dem hochkarätigen Publikum.
Nun, abschließend konnte diese Frage natürlich nicht beantwortet werden, ein zentraler Faktor ist jedoch die Einschätzung der eigenen Einflussebene, darauf konnte man sich einigen:
Genau so wichtig wie das persönliche Übernehmen von Verantwortung kann nämlich die Delegation dieser auf eine andere, höhere politische oder gesellschaftliche Ebene sein. Denn für anprangernswerte Zustände ist kaum je der Einzelne verantwortlich, sondern die herrschenden Machtverhältnisse – die Verantwortung auf den Einzelnen abzuwälzen somit fatal. Wichtiger sei es vielmehr, die Mechanismen zu dekonstruieren und die Macht als politisches Subjekt wieder zu erkennen, so der ebenfalls anwesende Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace Österreich.
Trotzdem ist es nie falsch bei sich selbst anzufangen – und so ging die Bank Austria mit gutem Beispiel voran: Verringerter Papierverbrauch und ein regionales vegetarisches Bio-Buffet (das mit einem herrlichen Zweigelt von Heinz Fink aus dem Kremstal besonders punkten konnte) machten diesen Abend zu einem zertifizierten "Green Event" und setzten – "Schnitzelillusionismus" hin oder her – ein kleines Zeichen für ein bisschen mehr Verantwortung im Daily Business eines führenden Wirtschaftsunternehmens.
Der nächste Bank Austria Salon zum Thema "Europa" findet am 22. Jänner 2015 statt.
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