Sauerstoff für den Kulturorganismus
Den Kulturbetrieben macht man es nicht leicht.
Als Herbert Föttinger Direktor vom Theater in der Josefstadt wurde, sagte man
ihm, er solle die zwei Jahre der Krise abwarten und durchtauchen. „Ich tauche
jetzt schon seit 9 Jahren und gar nichts wird besser“, scherzt er zur Eröffnung
der Bank Austria Kunstgala. Er bleibt in der Tauchersprache, wenn er die
aktuell diskutierte Kultur-Mehrwertsteuer als Dekompressionssperre bezeichnet.
Bank Austria-Vorstandsvorsitzender Willibald Cernko stellt sich in dieser Angelegenheit auf
die Seite der Kulturbetriebe: Für "ein Land, das beginnend mit dem
Neujahrskonzert über das ganze Jahr hinweg Kultur als das Asset schlechthin
weltweit vermarktet", wäre dies "eine echte Schande", sagt er
zu Plänen zur Erhöhung des geltenden Mehrwertsteuer-Satzes für Konzert-, Theater- oder Museumskarten. Cernko ist von der gesellschaftlichen
Notwendigkeit einer lebendigen und vielfältigen Kulturlandschaft überzeugt.
Grund genug zum fünften Mal den mit 218.000 Euro höchstdotierten Kunstpreis des
Landes zu verleihen.
Hedwig Kainberger (c) Oreste Schaller |
Die diesjährige Preisträgerin in der Kategorie
„Kulturjournalismus“, Hedwig Kainberger, war in ihrer Studentenzeit fleißige
Theaterbesucherin in der Josefstadt. Als Wirtschaftsstudentin hat sie damals
schon nicht verstanden, warum Wirtschaft und Kultur zwei Welten sein sollten.
Bei der Kunstpreisgala füge sich das nun gut zusammen, wenn ein wichtiges
Geldinstitut diese Preise vergibt.
Bei der Auswahl der Projekte geht es nicht um
schnellen Glamour, sondern langfristig Wichtiges. In den Kategorien Regional,
International, Kulturjournalismus und Kulturvermittlung wurden 2014 sieben
Projekte gekürt. „Die Qualität der
diesjährigen Einreichungen ist eine Leistungsschau engagierter Projekte, die
Menschen für Kultur begeistern und wichtige Denkanstöße liefern.“, so Willibald
Cernko.
Vorstellungs des Kinderbuchhauses (Kunstpreis Kategorie Regional) (c) Oreste Schaller |
Die Vernetzung von Wissenschaft und Sozialem beweisen die übergreifende
und verbindende Rolle kulturellen Engagements. Man sehe sich nur das grandiose
Kinderbuchhaus, ein literarisches Vorzeigeprojekt im Mostviertel, an. Die
Begeisterung für Literatur wird gelebt und weitergegeben. Die Währung dazu ist
"die einzige gesellschaftlich anerkannte Gier, die Neugier", wie es Renate Habinger, Gründerin des Kinderbuchhauses im "Schneiderhäusl" formuliert.
Wissensdurst spielt
sicher auch eine Rolle im Projekt „Wächter über Oberwart“. Den 7000-Einwohner-Ort beschreibt Peter
Wagner, Autor und Regisseur aus dem Vorstand Offenes Haus Oberwart als „Schmelztiegel der Kulturen, Sprachen und
Religionen“. Um die große Geschichte am Schicksal des Kleinen zu erleben,
arbeitet man in einer Ausstellung die Biografien von Menschen auf, denen auf den
sechs Friedhöfen und drei Totengedenkstätten gedacht wird.
St.Florianer Brucknertage (c) Reinhard Winkler |
Auch in St. Florian gedenkt man, und zwar einem
großen der Österreichischen Musikgeschichte. Bei den St. Florianer
Brucknertagen wird das intensive Erleben der Musik von Anton Bruckner ermöglicht
und Nachwuchstalente gefördert. Die St. Florianer Brucknertage werden in der Kategorie Kulturvermittlung ausgezeichnet. "Der Preis ist für uns gleichsam ein Polster um sanfter zu landen, als auch wie ein Nadelkissen, das uns wieder aufspringen lässt um Neues zu versuchen.", freuen sich die Organisatoren.
Projektleiterin Martina Pfeifer-Steiner |
In Vorarlberg fördert man - integriert in den
Schulunterricht - Baukultur mithilfe der Internetplattform Unit Architektur.
Was real erarbeitet wird, archiviert man virtuell. So wächst eine riesige Co-Kreation,
die im Umgang mit Lebensumgebung und Natur sensibilisiert. Die
Projektleiterinnen bezeichnen in ihren Dankesworten ihr Projekt als lebendigen
Organismus, dem durch den Kunstpreis
Sauerstoff zugeführt wurde.
More Ohr Less Festival (c) Florian Tanzer |
„Mehr Ohr geben und weniger Töne in Kauf
nehmen“, das sagt die Partnerin von Hans-Joachim Roedelius über dessen Musik.
Das nahm man sich auch zum Motto für das Festival am Lunzer See mit dem
bezeichnenden Titel „More Ohr Less“.
Dr. Ingried Brugger, Direktorin des Kunstforums überreicht den Preis an das Ehepaar Roedelius |
Mehr
Augen geben, das sollte man dem VIS – Vienna Independent Shorts, einem
Kurzfilmfestival. Dort werden einerseits die Trends und Entwicklungen der
internationalen Kurzfilmszene reflektiert, andererseits das
österreichische Kurzfilmschaffen in die Welt hinausgetragen. Das 2004 von
ambitionierten Studierenden ins Leben gerufene Projekt zählt heute den
europaweit innovativsten und bedeutendsten Veranstaltungen für Filme mit einer
Länge unter 30 Minuten.
Veranstalter der Vienna Independent Shorts, Gewinner in der Kategorie International (c) Oreste Schaller |
Internationale Kulturträger aus Österreich
emotionalisieren den Abend musikalisch: Die Wiener Sängerknaben singen von „O
Fortuna“ bis zu „We are the world“, Spätestens bei Pharrell Williams „Happy“
schmilzt man in den roten Samtsesseln dann dahin wie die Eiswürfel in den
anschließenden Cocktails.
Links:
Text: Juliane Fischer
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