Dienstag, 17. Februar 2015

Kunstpreisgala


Sauerstoff für den Kulturorganismus

Den Kulturbetrieben macht man es nicht leicht. Als Herbert Föttinger Direktor vom Theater in der Josefstadt wurde, sagte man ihm, er solle die zwei Jahre der Krise abwarten und durchtauchen. „Ich tauche jetzt schon seit 9 Jahren und gar nichts wird besser“, scherzt er zur Eröffnung der Bank Austria Kunstgala. Er bleibt in der Tauchersprache, wenn er die aktuell diskutierte Kultur-Mehrwertsteuer als Dekompressionssperre bezeichnet. Bank Austria-Vorstandsvorsitzender Willibald Cernko stellt sich in dieser Angelegenheit auf die Seite der Kulturbetriebe: Für "ein Land, das beginnend mit dem Neujahrskonzert über das ganze Jahr hinweg Kultur als das Asset schlechthin weltweit vermarktet", wäre dies "eine echte Schande", sagt er zu Plänen zur Erhöhung des geltenden Mehrwertsteuer-Satzes für Konzert-, Theater- oder Museumskarten. Cernko ist von der gesellschaftlichen Notwendigkeit einer lebendigen und vielfältigen Kulturlandschaft überzeugt. Grund genug zum fünften Mal den mit 218.000 Euro höchstdotierten Kunstpreis des Landes zu verleihen. 

Hedwig Kainberger (c) Oreste Schaller
 Die diesjährige Preisträgerin in der Kategorie „Kulturjournalismus“, Hedwig Kainberger, war in ihrer Studentenzeit fleißige Theaterbesucherin in der Josefstadt. Als Wirtschaftsstudentin hat sie damals schon nicht verstanden, warum Wirtschaft und Kultur zwei Welten sein sollten. Bei der Kunstpreisgala füge sich das nun gut zusammen, wenn ein wichtiges Geldinstitut diese Preise vergibt.  
Bei der Auswahl der Projekte geht es nicht um schnellen Glamour, sondern langfristig Wichtiges. In den Kategorien Regional, International, Kulturjournalismus und Kulturvermittlung wurden 2014 sieben Projekte gekürt.  „Die Qualität der diesjährigen Einreichungen ist eine Leistungsschau engagierter Projekte, die Menschen für Kultur begeistern und wichtige Denkanstöße liefern.“, so Willibald Cernko. 

Vorstellungs des Kinderbuchhauses (Kunstpreis Kategorie Regional) (c) Oreste Schaller

Die Vernetzung von Wissenschaft und Sozialem beweisen die übergreifende und verbindende Rolle kulturellen Engagements. Man sehe sich nur das grandiose Kinderbuchhaus, ein literarisches Vorzeigeprojekt im Mostviertel, an. Die Begeisterung für Literatur wird gelebt und weitergegeben. Die Währung dazu ist "die einzige gesellschaftlich anerkannte Gier, die Neugier", wie es Renate Habinger, Gründerin des Kinderbuchhauses im "Schneiderhäusl" formuliert. 


Wächter über Oberwart (c) Elisa Andessner
Wissensdurst spielt sicher auch eine Rolle im Projekt „Wächter über Oberwart“.  Den 7000-Einwohner-Ort beschreibt Peter Wagner, Autor und Regisseur aus dem Vorstand Offenes Haus Oberwart als  „Schmelztiegel der Kulturen, Sprachen und Religionen“. Um die große Geschichte am Schicksal des Kleinen zu erleben, arbeitet man in einer Ausstellung die Biografien von Menschen auf, denen auf den sechs Friedhöfen und drei Totengedenkstätten gedacht wird. 

St.Florianer Brucknertage (c) Reinhard Winkler

Auch in St. Florian gedenkt man, und zwar einem großen der Österreichischen Musikgeschichte. Bei den St. Florianer Brucknertagen wird das intensive Erleben der Musik von Anton Bruckner ermöglicht und Nachwuchstalente gefördert. Die St. Florianer Brucknertage werden in der Kategorie Kulturvermittlung ausgezeichnet. "Der Preis ist für uns gleichsam ein Polster um sanfter zu landen, als auch wie ein Nadelkissen, das uns wieder aufspringen lässt um Neues zu versuchen.", freuen sich die Organisatoren. 
  

Projektleiterin Martina Pfeifer-Steiner

 

In Vorarlberg fördert man - integriert in den Schulunterricht - Baukultur mithilfe der Internetplattform Unit Architektur. Was real erarbeitet wird, archiviert man virtuell. So wächst eine riesige Co-Kreation, die im Umgang mit Lebensumgebung und Natur sensibilisiert. Die Projektleiterinnen bezeichnen in ihren Dankesworten ihr Projekt als lebendigen Organismus, dem  durch den Kunstpreis Sauerstoff zugeführt wurde. 


More Ohr Less Festival (c) Florian Tanzer
„Mehr Ohr geben und weniger Töne in Kauf nehmen“, das sagt die Partnerin von Hans-Joachim Roedelius über dessen Musik. Das nahm man sich auch zum Motto für das Festival am Lunzer See mit dem bezeichnenden Titel „More Ohr Less“. 


Dr. Ingried Brugger, Direktorin des Kunstforums überreicht den Preis an das Ehepaar Roedelius
Mehr Augen geben, das sollte man dem VIS – Vienna Independent Shorts, einem Kurzfilmfestival. Dort werden einerseits die Trends und Entwicklungen der internationalen Kurzfilmszene  reflektiert, andererseits das österreichische Kurzfilmschaffen in die Welt hinausgetragen. Das 2004 von ambitionierten Studierenden ins Leben gerufene Projekt zählt heute den europaweit innovativsten und bedeutendsten Veranstaltungen für Filme mit einer Länge unter 30 Minuten.

 Veranstalter der Vienna Independent Shorts, Gewinner in der Kategorie International (c) Oreste Schaller

Internationale Kulturträger aus Österreich emotionalisieren den Abend musikalisch: Die Wiener Sängerknaben singen von „O Fortuna“ bis zu „We are the world“, Spätestens bei Pharrell Williams „Happy“ schmilzt man in den roten Samtsesseln dann dahin wie die Eiswürfel in den anschließenden Cocktails.

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Text: Juliane Fischer


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