Als Schlüssel zum guten Betriebsklima werden oft horizontale Entscheidungsstrukturen und flache Hierarchien genannt. Soll heißen: Wertschätzung, Aufstiegsmöglichkeiten und Stimmgewicht sind gleichmäßig auf alle Mitarbeiter verteilt. Im Kunstforum wird dieses Prinzip dieser Tage auf die Spitze getrieben. Denn nach KünstlerInnen wie Toulouse-Lautrec, Andreas Gursky und Hubert Schmalix bekommen zum Saisonabschluss noch die Oberaufseher, die normalerweise für den Aufstellungsaufbau und die Sicherheit der Kunstwerke zuständig sind, eine eigene Ausstellung. Hausinterne Mitarbeiter, die absolut gleichberechtigt neben den ganz Großen der Kunstgeschichte ausstellen? Das ist eine Weltpremiere (zumindest dem Ergebnis erster Recherchen nach).
Wie die ganz Großen
Und für das Profil des Hauses auf der Freyung essentiell. Denn, so Direktorin Ingried Brugger bei der feierlichen Eröffnung von "GANGart" am Mittwoch: "Jede Ausstellung, egal wie viel sie gekostet hat, egal wie viele Besucher sie hatte - jede einzelne war eine Wichtige." Und so wurde konsequenterweise für GANGArt genau der gleiche Aufwand betrieben wie für Frau Kahlo oder Herrn Picasso: Vernissage, Ausstellungstexte, Bildbeschreibungen - alles wie bei den "Großen". Auch hier war das ganze Haus involviert: Lisa Ortner-Kreil und Florian Steiniger etwa kümmerten sich um den kuratorischen Teil. Musikalisch untermalt wurde die Eröffnung von Liana Grigoryan. Die junge Armenierin ist nicht nur eine fantastische Geigerin (mit viel Tango im Blut!), sondern auch Teil des Aufsichtsteams.
Liechtenstein in my Mind
Auch der Einfluss der hier ausgestellten Künstler auf die sechs Kunstforums-Künstler war nicht zu übersehen: So übersetzte etwa Josef Schellhorn (der sich nach 18 Jahren mit dieser Woche in die Pension verabschiedet) Roy Liechtensteins Smiling Girl in eine auch handwerklich virtuose Holzeinlegearbeit. Die Beschäftigung mit dem großen amerikanischen Pop-Artisten kommt nicht von ungefähr, war Liechtenstein doch im Jahre 2003 eine große Retrospektive auf der Freyung gewidmet.
Auch die Fotoarbeiten von Leo Kapela und Allistair Fuller hätten sich teilweise gut in "Landscape in my Mind" gemacht. Und die Anklänge an die großen Akte von Schiele und Kokoschka in den Kohlezeichnungen von Remo Cocco (der in Bologna Visuelle Kunst studiert hat) sind sowieso unübersehbar. Genauso unübersehbar eben wie die große Wertschätzung zwischen allen MitarbeiterInnen des Kunstforums vor und hinter den Kulissen eben. Da gab es schon ordentlich etwas zum Anstoßen beim anschließenden Betriebsausflug zu einem Grienzinger Heurigen. Liter, Liter!
Die Ausstellung "GANGart" mit Arbeiten von Remo Cocco, Christian Eder, Alistair Fuller, Gregor Drabina, Josef Schellhorn und Leo Kapela ist noch bis Sonntag, 12.Juli, im neu etablierten dritten Spielort "Gang" im Keller des Kunstforums zu bestaunen.
Text: Magdalena Hiller
Fotos: Alistair Fuller
Super tolle Ausstellung...
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