Freitag, 12. Juni 2015

Salon Nr.9 aus einem anderen Blickwinkel

Vergangenen Dienstag fand schon der neunte Bank Austria Salon im Alten Rathaus statt und der letzte vor der Sommerpause. Dieses Mal unter der Gastgeberschaft von Anton Kolarik, Head of Identity and Communications der Bank Austria, widmete man sich dem Thema "Gewissen".



Neun Salons fanden bisher statt, über acht durfte die Autorin dieser Zeilen schreiben. Vieles hat sich schon eingespielt: Das Blödeln mit unserem Fotografen Oreste Schaller zum Beispiel. Oder das Glas Wein nach der Diskussion. Und das davor. Viele der BesucherInnen sind regelmäßig zu Gast  das Publikum wächst zusammen und zwischen vielen herrscht inzwischen ein freundschaftlich-interessierter Umgang  wie das eben in einem zünftigen Salon so ist. Doch zwischendurch passiert dann doch gänzlich Unerwartetes: Dass man am Nachhauseweg von der Wipplingerstraße all seine Notizen zum Abend verliert etwa. Was man dann macht? Nun, einen Tag verzweifelt suchen, sich einen weiteren halben Tag fürchterlich ärgern und schließlich einen Perspektivenwechsel vornehmen: Was nimmt das "normale" Publikum denn eigentlich mit, die die nicht fast jedes Wort mitschreiben? Die die hier rein privat sind?
Charly Kleissner, Robert Misik, Markus Heindsorff, Anton Kolarik
Was macht so ein Abend mit einem, an dem drei Menschen auf einem Podium sitzen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben und über einen sehr großen, abstrakten Begriff sprechen?

Am Dienstag waren das Robert Misik, der die Moderation übernahm, Markus Heinsdorff und Charly Kleissner. Robert Misik ist ein streitbarer Kommentator der österreichischen Politszene. Markus Heinsdorff Architekt, Künstler, Fotograf und war etwa für die Gestaltung der deutschen Expo-Pavillons verantwortlich. Und als Dritter im Bunde Charly Kleissner, gebürtiger Tiroler, der im Silicon Valley unter anderem das Apple-Betriebssystems OS X mitentwickelt hat, Multi-Millionär wurde und dem das alles nicht mehr genug war. Mittlerweile ist er als "Impact Investor" tätig. Das heißt: Geld machen, aber eben mit gutem Gewissen. Am Ende jedes finanziellen Engagements sollte ein Plus stehen: Aber eben nicht nur am Kontoauszug sondern auch für Umwelt und Mitmenschen. Bei Liebhabern aktueller amerikanischer Literatur lässt das natürlich sofort die Glocken klingeln: Kleissner gemahnt doch sehr an Walter Berglund aus dem großartigem Roman "Freedom". In Jonathan Franzens großer Familiengeschichte gründet Walter eine Firma, die unter anderem Rohstoffvorkommen aufspürt und sie ökologisch vernünftig birgt und damit zukünftige Zerstörungen durch ruchlosere Investoren verhindert. Aber eben auch ziemlich viel Kohle damit scheffelt. Ein erster Anstoß des Abends also: Dieses tolle Buch endlich noch einmal lesen.


Und sonst? Zuallererst die Erkenntnis, dass Gewissen im Grunde kein positiv besetzer Begriff ist. Keiner sein kann. Denn für sich selbst hat jeder ein reines Gewissen. Muss eines haben. Denn ohne reines Gewissen liegt es sich hart des Nächtens, wie das Sprichwort schon sagt. Vorausgesetzt man hat das Bewusstsein um sich die Frage nach den Konsequenzen des eigenen Handelns überhaupt zu stellen. Und das wird einem im besten Falle von zu Hause mitgegeben, denn sonst wird's schwierig, so die Diskutanten.
Eine weiterer Aha-Moment, den mir der Abend beschert hat: Notizbücher sind überbewertet. Mitdenken ist viel besser. 



Wem ein etwas objektiverer  Zugang zum Abend lieber ist, dem sei die Presseaussendung 
der Kollegen von leisure (auch so eine schöne Tradition) empfohlen. Zu finden hier.


Der nächste Salon zum Thema "Tabu" findet am 17. September statt. 
Haben Sie einen schönen Sommer und auf ein Wiedersehen in der Wipplingerstraße!

Text: Magdalena Hiller
Fotos: Oreste Schaller



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