Der Bank
Austria Salon im alten Rathaus geht nach der Sommerpause in die nächste Runde.
Zum Mini-Jubiläum der 10. Ausgabe übernahm die Salon-erfahrene Isolde Charim
die Moderationsagenden und Bank Austria Vorstandsvorsitzender Willibald Cernko
gab den Gastgeber.
Diesmal
durften sich die bildende Künstlerin und Autorin Elke Silvia Krystufek sowie
der neue, designierte Direktor des Wien Museums Matti Bunzl am weit gegriffenen
Themenblock „Tabu“ abarbeiten.
Das traf
sich ganz gut. Zum einen, weil Krystufek im Rahmen der Biennale in Venedig
nackte Männer zeigte und den „Austria“-Schriftzug
durch das Wort „Tabu“ ersetzte und Bunzl
mit Publikationen rund um die Themenkreise Judentum, Antisemitismus und
Islamophobie den anthropologischen Zugang legte. Passend auch, weil in Österreich
– Wien im speziellen – der Umgang mit Tabus und das Brechen eben jener, bereits
Tradition hat: Sei es nun der aggressive Tabubruch des Wiener Aktionismus oder jene
Werke Elfriede Jelineks, die sich dezidiert mit dem Erkennen und Überschreiten
von politischen, moralischen und religiösen Tabus beschäftigen. Es gibt sie hier
also, die Tabukultur.
Matti Bunzl, Isolde Charim, Elke Silvia Krystufek, Willibald Cernko |
In der
Kunst ist der Tabubruch in einer komprimierten Postmoderne nur mehr
bedingt möglich, so Bunzl. Nur der Künstler selbst lebt als Katharsis den
Tabubruch und das ständig. Krystufek findet, hier herrsche beinahe eine Oktroyierung
seitens des Kunstbetriebes an die Künstler – nur wer Tabus bricht, ist interessant
und wird gekauft.
Auch Tabus
in der Sprache wurden thematisiert. Im Judentum ist die Erwähnung des Namens
Gottes tabu, in Amerika ändert das ausgesprochene N-Wort schlagartig die Grundfarbe
einer jeden Unterhaltung. Political Correctness ist für Bunzl eine Sprache zur
Regulierung von Tabus und somit absolut notwendig. Wenn Andreas Gabalier die
Hymne singt und mal eben so ein ganzes Geschlecht ausspart, ist das zwar ein
Tabubruch, aber halt ein negativer. Anstatt des Mehrwerts in der Gesellschaft
häuft es sich im Schlagerstar-Geldbörserl des zünftigen Steirers und seiner
PR-Leute.
Die
Wortspenden des Publikums waren zahlreich und fielen teilweise auch kritisch aus. Das Thema bewegte und zwar bis weit nach der Erledigung des
Buffets. Für einen Salon eigentlich ein gutes Zeichen. Wenn alle einer Meinung
sind, herrscht eh Stillstand. Und ja: Tabus entstehen
als Folge gesellschaftlicher Regelwerke. Diese unterliegen nun mal
fortlaufender Änderung und generieren somit ständig neue Tabus. Das ist gut. Eine
Gesellschaft ohne Tabus ist nämlich tot. Eine Gesellschaft ohne Tabubruch erst
recht.
Der nächste Salon zum Thema "Stille" findet am 22. Oktober statt.
Text: Christoph Kranebitter
Fotos: Oreste Schaller
Brechen wir ein Tabu und verbieten die kontra-demokratischen Parteien FPOe, BZOe...
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