Der 12.
Salon im Alten Rathaus widmete sich unter der Moderation von Fred Luks dem Begriff Mut und
dessen Gegenspielerin, der Angst.
Wer
Zeitungen und Social Media verfolgt, dem kann zurzeit leicht Angst und Bang
werden. Terrorangriffe, abgeschottete Städte und Drohungen dominieren das
aktuelle Tagesgeschehen. Es ist nur allzu verständlich, dass sich Menschen
eingeschüchtert fühlen. Einzig probates Mittel scheint es, diese Ängste zu
konfrontieren und der Beengung entgegenzuwirken. Umso
größer die Angst, desto dringlicher auch der Bedarf an Mut. Dieses Credo
verinnerlichte auch der Bank Austria Salon letzten Donnerstag und lud die
Experten Bettina Lorentschitsch und Harald Katzmair ein um ihre Ansichten und
Meinungen um diese Themenfelder zur Diskussion zu stellen.
Um sich
einem Thema zu nähern, scheint es anfangs immer hilfreich, sich ein wenig schlau
zu machen, was denn andere bereits darüber gesagt haben. So stellte Katzmair zu
Beginn das Kant zugeschriebene Sapere Aude-Leitmotiv der Aufklärung in den Raum:
Habe Mut, Deinen Verstand zu nutzen. Besonders im Hinblick auf eine sich stark
und immer schneller verändernde Gesellschaft, scheint die Fähigkeit neue Türen
aufzustoßen, notwendige Charaktereigenschaft. Wobei das bloße
Aufstoßen natürlich zu kurz greift. Die Türen müssen auch durchschritten werden.
Hier zeigt sich das Grundproblem – Es widerstrebt dem Menschen immer ein
wenig, seine Komfortzone zu verlassen. Dieser Umstand schürt natürlich die
Angst vor Veränderung. Es scheint somit wichtig, Leuten einen Anreiz zu geben,
mutig zu sein, sich selbst auszuprobieren und neue Wege zu bestreiten. Sogenanntes
Querdenkertum und ein gewisser Grad an positiver Verrücktheit beschleunigen naturgemäß
Evolutionsprozesse. Die Gesellschaft fordert solche Eigenschaften derzeit zwar ein, bietet aber wenig Incentives.
Glückt in Argentinien
ein Unternehmen nicht und es muss Insolvenz angemeldet werden, darf der
Unternehmer zumindest die Immobilie behalten. In der österreichischen Medien-
und Gesellschaftslandschaft bedient man sich halt oft lieber des Fingerzeigs.
Dies wurzelt natürlich auch stark in unserem Bildungssystem, in dem Fehler
immer bestraft und stigmatisiert werden. Im TED-Talk „Do schools kill creativity“ von Ken Robinson, der die Meinung vertritt, das Bildungssystem tötet
unsere Kreativität, führt er auch die Anekdote der Gillian Lynne an. Gillian war
ein unruhiges Kind, das sich nicht auf den Unterricht konzentrieren konnte. Ihre
Mutter entschied sich für eine Therapie und erklärte dem Arzt ausführlich die
Verhaltensmuster ihrer Tochter. Der Arzt bat die Mutter den Raum zu verlassen, um alleine mit Gillian sprechen zu können. Nach ein paar Minuten ging er zur
Mutter und sagte: „Ihre Tochter ist nicht krank. Sie ist eine Tänzerin“. Der
Arzt hatte sein Radio auf seinem Schreibtisch aufgedreht und in diesem Moment fing
Gillian an sich bewegen. Sie sollte später Andrew Lloyd Webber kennenlernen und
das Musical Cats choreographieren. Ein anderer Arzt hätte Gillian
möglicherweise ADHS diagnostiziert.
Fehler
gelten immer noch per se als verpönt. Obwohl das Scheitern und der
Freiraum Fehler zu machen essentielle Bestandteile unserer Entwicklung darstellen.
Vielleicht sollten wir einen pragmatischeren Umgang mit der Angst pflegen und mehr
vom kalifornischen Mindset Fail fast and
cheap verinnerlichen. Denn das Schlimmste was einer Gesellschaft passieren kann, ist absoluter Stillstand aufgrund von Angst. Mut selbst ist schließlich nicht die
Abwesenheit von Angst. Es ist die Überzeugung, dass etwas wichtiger ist, als sie.
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