Was macht
Organisatoren eines Events glücklich? Wenn derartig viel Interessierte
erscheinen, dass die Sesselanzahl nicht ausreicht. So war das dann auch letzten Mittwoch beim 13. Bank Austria Salon im Alten Rathaus zum Thema Glück. Jene Glücklichen, die einen Sitzplatz erhaschten, sollten aber ebenso auf ihre Kosten kommen wie das stehende Publikum.
Irgendwie
scheint das Streben nach Glück dem Menschen schon wichtig zu sein: Unzählige
Songs, Ratgeber, Filme und Aphorismen kreisen um die Happiness – Die Google-Suche nach dem Wort liefert immerhin 84 Millionen Ergebnisse. Es ist also
nur konsequent, wenn sich auch der Bank Austria Salon einmal auf die Suche nach einem so wichtigen Zustand begibt.
Als Ausgangspunkt für diese Expedition, diente ein Land, das derzeit als einziges einen Index für das
Brutto-Sozial-Glück führt. Bhutan legt diesen Index nicht nur fest, sondern stuft seine Wertigkeit auch höher als sein namentliches Pendant, das BIP, ein.
Historisch,
wollte der damals 18-jährige König bei seinem Amtsantritt vor 40 Jahren herausfinden,
unter welche Anliegen er seine Dienste stellen solle. Hierfür bediente er sich einer Volksbefragung und wollte von den Menschen wissen, was für sie Glück
darstellt. Der ermittelte Output wurde dann auf zwei Säulen runtergebrochen.
Zum einen wird das BIG erheblich durch außenliegende Rahmenbedingungen beeinflusst
(Regierung, wirtschaftliche Gerechtigkeit, reges kulturelles Leben, Schutz der
Natur) zum anderen durch die persönliche Glückskompetenz bzw. die sogenannten „Happiness
Skills“, so der geladene Ha Vinh Tho, Leiter des Gross National Happiness
Centers in Thimphu. Der Betrachtungsweise für Glück bedarf es persönlicher Skills,
wohnt inne, dass diese Fähigkeiten auch geschult werden können. Ein eklatanter
Unterschied zu unserem westlichen Schulsystem, das dieses emotionale Lernen
etwas stiefmütterlich behandelt, es als Selbstläufer sieht. Trainiert wird in
Bhutan – vor dem Hintergrund des Buddhismus – natürlich mittels Meditation.
Das Augenmerk wird stark auf die Vermittlung von Werten wie Altruismus und Mitgefühl gelegt. Wie
bereits Francis Bacon bemerkte, sind es schließlich nicht die Glücklichen, die
dankbar sind, sondern die Dankbaren, die glücklich sind. Programme des GHC belegen,
dass diese Erziehungsmaßnahmen wirklich fruchten: Bei Schulkindern nahmen
bereits nach wenigen Monaten beispielsweise Bullying-Attacken, die dem Sozialgefüge Schulhof inhärent sind, ab.
Die
Ambivalenz des Glücks
Selbst den buddhistischen Mönchen ist es versagt, rund um die Uhr glücklich zu sein. Das liegt
halt auch an der Tatsache, dass sich Glück zu einem gewissen Maße aus
der Abwesenheit von Unglück definiert. Zudem kommt die Schwierigkeit der Generalisierbarkeit des Begriffes. "Zum Glück!", wie Marlene Streeruwitz gegen Ende hin bemerken sollte. Wir wissen nicht, was Glück ist, wir
erkennen lediglich seine Anwesenheit. Zum anderen verzerrt unsere Erziehung
und das oft damit einhergehende Aufoktroyieren des Glücksempfindens unseren
persönlichen Glücksbegriff. In der Schule wird uns ein Gedicht vorgelegt und wird verlangt, wir sollten Glück empfinden beim Lesen. Ist ja schließlich Rilke. Streeruwitz plädierte deswegen an einen individual-anarchistischen
Zugang um in erster Linie den eigenen Glücksbegriff zu schärfen und in einem zweiten Schritt danach zu streben. Man ist also nicht nur seines Glückes Schmied,
sondern auch seines Glücksbegriffes.
Marlene Streeruwitz, Isolde Charim, Ha Vinh Tho |
Das dies nicht immer leicht ist und eine gewisse Konsequenz und Bewusstmachung erfordert ist den Diskussionsteilnehmern, die von Isolde Charim sanft moderiert wurden, klar. Wir sind schließlich ständig einem nicht abreißenden Strom von Glücksversprechen ausgesetzt. Diese versuchen natürlich auch unsere Begriffsdefinition zu verschieben. Nur wer die neueste Technik besitzt, ist glücklich, vermitteln uns da die Hochglanz-Spots und führen uns
somit Richtung Konsum-Hedonismus. Frédéric Beigbeder postuliert in seinem Roman „99
Francs“ allerdings das genaue Gegenteil „In meinem Metier will keiner ihr Glück, denn glückliche
Menschen konsumieren nicht“. Streeruwitz meint das wohl ähnlich, wenn sie behauptet,
dass, sobald sich Glück in Konsum verwandle, es keines mehr ist.
Ha Vinh Tho entkräftete dann den negativen besetzen Hedonismus-Begriff etwas. Ein gesunder, funktionierender Körper macht ja auch glücklich. Vor allem nach den Feiertagen ist's wohl nicht schlecht, ein wenig auf Detox zu setzen und diesen Ingwer-Tee zu konsumieren. Und ja: Die Basic Needs der Maslowschen Bedürfnisspyramide zu befriedigen, macht schon auch glücklich. Vor allem wenn man nach einem gelungenen Abend das großartige Bio-Buffet im alten Rathaus als Wegproviant zum Glück mitbekommt.
Text: Christoph Kranebitter
Fotos: Oreste Schaller
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