Zum Literaturgespräch: "Kriege und Bürgerkriege im Spiegel der aktuellen Weltliteratur"
Anstatt Schusswechsel zu skizzieren, versuchen Anthony Marra und Najem Wali den Alltag der Zivilisten unter der Last des Krieges zu schultern.
Anthony Marra, Sigrid Löffler, Najem Wali © Luiza Puiu |
„Ich wollte keine Kriegsnovelle schreiben, ich wollte schauen, was das Gegenteil von Soldaten auf diesem Spielfeld ist – so kam ich auf die Lazarettärzte und den Schauplatz Krankenhaus.“, so Marra. Seine Protagonisten versuchen simple am Leben zu bleiben. Den nächsten Tag zu erreichen, ist das einzige Ziel. Sie haben kein Interesse am Krieg, sondern keine Wahl. Mit samt ihrem täglichen Leben werden sie in den Konflikt und in Marras Roman gestoßen. Der Krieg dreht alles in Not um. Um den Kontrast zu schärfen wandelt der Autor einen der Protagonisten vom Schönheitschirurgen, der nur Nasen richten konnte zum Menschretter. Er hilft Verwundeten auf beiden Seiten des Kampfes. Das Schlüsselwort lautet Menschlichkeit und wie man sie aufrecht erhält in Zeiten des Krieges.
Die Utopie vom neuen alten Irak
Darum dreht es sich auch bei Najem Walis Büchern. Er beschreibt den Irak als ein Land, der mit einer Vielfalt an Religionen und ethnischen Gruppen durchzogen ist. Einst gab es eine Zeit des friedlichen Zusammenspiels zwischen diesen unterschiedlichen Gruppen. Wala: „Nein, ich beschreibe keine Nostalgie. Ich versuche zu beschreiben, wie es möglich gewesen wäre.“ Utopie also. Um jetzt von einem neuen Irak zu reden, muss man wissen, wie der Irak vorher war. Walla sieht es als seine Aufgabe gegen das Vergessen anzuschreiben: „Wenn ich die Leute zum Erinnern bringe, hilft das den Leuten das Land aufzubauen.“
Was bei Anthony das Spital ist, ist bei Walli die Bar: „Muslime dürfen keine Bar besitzen, aber sie trinken Alkohol. Die Rollen sind so verteilt: Die Christen besitzen die Bar, die Moslems trinken. Wenn sie trinken, dann sind sie einig. Das ist eine Heimatalternative.“
Die Rolle der Literatur
Literaturgespräch Foto: Luiza Puiu |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen