Dienstag, 9. September 2014

Von Bären, Jägern und einem Gewinnspiel


Eine Wanderung entlang der Soča mit Edvin
Das schönste Haus im Trenta-Tal
Die der Autorin dieser Zeilen eindrücklichste Charaktereigenschaft der Bewohner des Trenta-Tals ist ihre ungeheure Aufmerksamkeit. Nicht bloß im Umgang mit ihren Mitmenschen, sondern auch ihrer Umgebung gegenüber. Zeuge dieser besonderen Gabe kann man bei einer der vielen geführten Wanderungen werden, die der Nationalpark fast täglich anbietet


Startpunkt ist diesmal eine kleine Jausenstation ein paar Serpentinen bergaufwärts von Trenta. Ziel ist die Quelle der Soča. Edvin, unser heutiger Tourguide, warnt vor: Der Aufstieg wäre ein bisschen "Alpenverein". Kurze Zeit später wird klar, was er damit gemeint hat. Auch die Empfehlung den Rucksack im Auto zu lassen erweist sich als goldrichtig. Denn die bloß zehn-minütige Mini-Wanderung ist durchaus anspruchsvoll: Der Weg verengt sich und die letzten Meter erinnern an einen Klettersteig. An einen Klettersteig ohne jede Sicherungsvorrichtung, wohlgemerkt. Passiert sei hier aber noch nie etwas, meint Edvin. Meine zwei Mitwanderinnen und ich vertrauen dieser vagen Aussage und werden nach einigen spannenden Momenten mit dem Anblick des türkisblauen Ursprungs des Flusses belohnt. Nach dem ebenso fordernden Abstieg geht die Wanderung flussabwärts weiter. Alpenvereins-Erfahrung sei diesmal nicht von Nöten, versichert unser Guide. 

Die Quelle der Soca, der Startpunkt der Tour, der "Alpenvereins"-Weg zur Quelle 
Da der Fokus nun nicht mehr krampfhaft auf lebensrettende Metallgriffe gerichtet werden muss, kann man Ervins Erzählungen lauschen. Zu jedem Berg weiß er eine Geschichte, an jeder zweiten Biegung sagt er "Stell dich da hin, perfektes Postkartenmotiv!", auf jede noch so kleinliche Frage folgt eine noch detailliertere Antwort.
Bei jedem der wunderschönen weiß gekalkten und holzgedeckten Häuser an dem wir vorbeigehen frage ich ihn, wem es gehört. Fast immer lautet die Antwort "Leuten aus Ljubljana". Nur das allerschönste Haus ("Das sagt jeder") ist noch in einheimischer Hand. Es liegt am perfekten Platz: Jeden Tag kann hier die Sonne herscheinen - keine Selbstverständlichkeit im Trenta-Tal, wo viele Flecken drei Monate pro Jahr im Schatten liegen.
Nicht zuletzt die dunklen Winter und die schwierige Bewirtschaftung der steilen Hänge waren es, die das Tal jahrhundertelang zum ökonomischen Sorgenkind der Gegend machten und schließlich Mitte der 50er Jahre fast alle Bauern zum Verkauf ihrer Höfe zwangen. 

Tourguide Ervin, das perfekte Postkartenmotiv, das fast perfekte Postkartenmotiv
Doch fast genau so lange wie der Kampf gegen die Widrigkeiten der Natur währt hier schon das Bewusstsein um ihre Schönheit: Das Gebiet um den Triglav, den höchsten Berg Sloweniens, zählt zu den ältesten Nationalparks der Welt. Schon Mitte des 19.Jahrhunderts beschrieb der aus dem nahen Gorice stammende Julius Kugy detailverliebt und öffentlichkeitswirksam diesen Teil der Julischen Alpen. 
Öffentlichkeitswirksam ist auch die bis heute oft erzählt Geschichte von Anton Tozbar. Der 1839 geborene Holzarbeiter wurde bei der Jagd von einem eben nur fast tödlich getroffenen Bären attackiert. Es kam zum Kampf Mann gegen Tier. Dieser ging schlecht für beide aus: Der Bär wurde letztendlich erschossen, vorher biss er seinem menschlichen Gegner jedoch noch den gesamten Unterkiefer ab. Wie durch ein Wunder überlebte Anton diese schwere Verletzung und wurde somit zum Sinnbild des mutigen Mannes. Viele Katastrophen-Touristen kamen um sich selbst ein Bild von dem armen Tropf zu machen, der sich nur noch am Boden liegend, mit der Hilfe eines Trichters ernähren konnte und sich wegen seiner fehlenden Zunge nur äußerst schwer verständigen konnte. Trotz dieser physischen Einschränkung war er der Sage nach nie um eine spitze Bemerkungen oder einen deftigen Witz verlegen. Wie er es wohl gefunden hätte, dass neben seinem Konterfei im Museum des Nationalparkzentrums nun ausgerechnet jener Bär steht, dem er dies alles "zu verdanken" hatte? Das muss ich Edvin bei meinem nächsten Besuch noch fragen. 


Ach ja, noch etwas: 
Diesen Donnerstag findet im Wiener Musikverein das 
Abschlusskonzert des Musikforum Trenta 2014 statt, für das wir an dieser Stelle zwei Karten verlosen. 
Die Teilnahme könnte einfacher kaum sein: 
Einfach unter dem Facebook-Posting einen Kommentar mit gültiger e-mail-Adresse hinterlassen! 













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